*Triggerwarnung Gewalt*
Gerne biete ich an, meinen Blog für Gastartikel zur Verfügung zu stellen. Vor allem, wenn bei jemandem dringend „was raus muss“. Manchmal hilft es ja schon, etwas zu schreiben, manchmal ist es gut, wenn die Worte einen Ort haben, an dem man vielleicht mal zurückgekehren kann.
Der heutige Gastartikel ist von Poppy, auch sie hatte das Bedürfnis, sich Luft zu machen, nach einem heutigen Telefonat mit ihrer Mutter.
Mutter & ihr Körper ohne Herz
Tja, was soll ich sagen. Mein Herz hat wieder tausende Risse bekommen. Dank meiner eigenen Mutter. Ich nahm mir allen Mut & sprach aus, was mich (zum Teil, nicht alles) belastet. Ich habe sie gefragt, „warum hast du mich als Kind geschlagen?“, „Warum warst du immer ein Eisblock?“ und vieles mehr. Ich kann gar nicht so viel schreien, wie ich möchte. Ihre Antworten sind schier unglaublich und meine Ohren rauschen noch immer von all den Dingen, die sie sagte. Sie habe mich ja gar nicht geschlagen. Andere Menschen würden ja jetzt denken, sie hätte in meinem Leben nichts anderes getan, als nur geschlagen. Sie habe mich geohrfeigt, mir einen Klapps gegeben. Das wäre doch kein Schlagen. Ich wäre ja vollkommen bekloppt, bescheuert und dumm, so etwas zu behaupten. Ich solle mal zum Psychologen gehen den Kontakt abbrechen, wenn ich doch solche Lügen erzählen würde. Sie sagte, ich habe es verdient (!!!!) geschlagen zu werden.
Es war ja nie unbegründet. Da ich so ein schwieriges Kind, Jugendliche, junge Erwachsene war. Kann das ja nur verdient gewesen sein. Mein Einwand, dass es niemals einen Grund gibt, ein Kind zu schlagen, lachte sie schlicht weg. Diese antiautoritären Erziehungsbilder seien dem Westen geschuldet. Und ich solle ja aufpassen, sollte ich doch jemals (!) Kinder bekommen, werde ich schon sehen, dass man seinem Kind mal eine harmlose Backpfeife gibt. Aber was weiß ich schon, ich habe ja keine Kinder. Als ich ihr erzählte, das jedes Mal, wenn sie mich geschlagen hat, mein Herz in tausend Stücke zerbrach, lachte Sie, ich würde ja übertreiben und gab mir nochmal den Tipp, doch als herzlose Tochter den Kontakt abzubrechen und zum Psychologen zu gehen. Wenn ich doch so schwer damit zu Kämpfen hätte.
Übrigens wollte sie mir mehrmals klar machen, dass ja Vergangenheit – Vergangenheit bleibt und man darüber ja nicht sprechen sollte. Das ist ja eh so passiert und niemand könne das ändern. Auf meine Frage, warum sie sich bis heute für all ihre Schandtaten nicht entschuldigt hat, kam nur „Wofür denn? Du hast es doch verdient!“. Achso… klar, auch das, was sie verbockt hat. Ich sagte, dass ich bis heute daran zu knabbern habe, dass sie einfach zugesehen hatte- als ihr Ex mich verprügelt hatte. Darauf kam „Das hattest du verdient.“. Ich fragte, wie sie sich denn so gefühlt hat, als sie damals geschlagen wurde. Antwort: „Das war gerechtfertigt!“ Das war aber nie meine Frage. Sie kapiert es einfach schlicht nicht. Meine bitte, sachlich, menschlich über alte Dinge zu sprechen, wurde abgelehnt. Man könne ja gar nicht sachlich mit mir reden. (Mein Mann war dabei und stolz am Ende, wie sachlich ich die ganze Zeit war.) Nach nochmaligem Hinweis, ich bekloppte solle ja zum Psychologen, habe ich ihr entgegnet, dass sie ja mitkommen könnte. Dann sprechen wir dort gemeinsam. Tja, Überraschung: „Was soll ich denn da? Ich habe ja nie was falsch gemacht.“. Zum Thema Eisblock und meine Mutter. Die Frage nach dem Warum war ja wohl von mir lächerlich. Ich war eine böse Tochter. Die die Gene meines Erzeugers trägt. Die immer böse war. Die ja in der Pubertät nicht direkt am Ferienbus abgesetzt werden wollte, weil meine Mutter mir peinlich war. Ich böse Tochter aber auch. Mensch, da hab ich doch direkt alle Antworten auf mein „tolles“ Leben.
Mutter erwähnte doch noch glatt, ich sei schuld an meinem Leben. Das ich mit all meinen Lebensstationen nach der Schule sehr wohl sehr stolz auf mich bin, glaubt sie mir nicht. Wen wundert das noch nach dem Telefonat? Von der Vergewaltigung wollt ich dann schon gar nicht mehr reden. Weil das Thema hatten wir ja schon mal. Ich verdammte Lügnerin denke mir das ja aus. Klar mit 21 ist meine Fantasie so schlecht, dass ich mir schlimme Dinge einbilde, die über Jahre gingen. Fuck, was hab ich eigentlich für eine herzlose Mutter? Und warum bindet sie mich emotional so sehr? Warum kann ich nicht einfach sagen: JA FICK DICH UND VERSCHWINDE AUS MEINEM LEBEN! Warum überkommt mich bei dem Gedanken das schlechte Gewissen??
PS: Grammatik & Rechtschreibung sind mir in emotionalen Phasen sowas von egal.
Poppy
liebe poppy!
du hast einen schritt getan. du hast dein schlechtes gewissen überwunden und dich mit diesem text ein stück mehr von deiner mutter gelöst.
du hast das sehr anrührend, mitnehmend geschrieben.
ich wünsche dir alles gute für deinen weiteren weg zu dir!
💜
deine coffeefee