Depressionen | anonymer Gastartikel

#Triggerwarnung suizidale Gedanken

Der heute Gastartikel ist sehr bedrückend und schwer. Und treffend, denn SO fühlen sich Depressionen an. Nichts kann helfen. Nichts. Puh, ja, so ist das…

Danke, dass Du das aufgeschrieben hast. <3 Und danke für Deine Zeichnung.


Wie fühlen sich Depressionen an? Ich bezeichne sie gerne als Seelenkrebs. Weil sie mich von innen auffressen.

Ich hatte bereits mehrere und ich habe die Diagnose „rezidiverend“, das heisst, immer wiederkehrende. Mal waren ein paar Jahre „Pause“ dazwischen, dann wieder nur Monate. Sie schleichen sich an, leise, unbemerkt. Sie sind wie ein Gefängnis. Aber eines, das man nicht bemerkt. Weil es schrittweise kommt. Und wenn sie da sind, ist das Selbst irgendwie verschwunden. Hinter meterdicken Mauern, breiten Stahlstreben und tief unter der Erde. Im Dunkeln. Alleine.

Selbst mitten unter Menschen ist man Einsam. Als wäre eine Art Bannkreis um einen herum. Und man funktioniert. Irgendwie. Man lächelt, lacht, macht vielleicht sogar Witze. Man schüttelt Hände, aber eigentlich ist man ein Zombie.

So geht es mir dann immer. Ich bin ein Zombie. Ich fühle nichts, nur leere. Alles ist dunkel, karg und traurig. Alles ist schwer, selbst kleinste Dinge werden zu Bergen. Ich bin verschwunden und ich mag mich dann nicht. Ich fühle, wie ich immer weniger werde, bis ich mich ganz dünn fühle. Wie ein Streichholz, das jeden Moment umzuknicken droht. Ich bin dann in einem Nebel und funktioniere – irgendwie.

Sie fressen mich auf. Aber niemand sieht es. Oft wünschte ich dann, es wäre wirklich Krebs. Denn Krebs, den sieht man. Depressionen nicht. Dann höre ich so tolle Sprüche wie:“Dann geh halt zum Psychiater.“ oder „Das geht wieder vorbei.“ oder so eine Scheisse. Nichts jedenfalls, was mir hilft. Andererseits könnte ich nicht sagen, was mir helfen würde.

In ganz schlimmen Episoden fühle ich mich ohnmächtig, hilflos und unfähig. Manchmal denke ich sogar daran, mich umzubringen, weil ich diesen ganzen Schmerz nicht mehr ertrage. Weil mir dann alles zu viel ist. Und weil alles um mich herum dunkel und trostlos ist und ich das Gefühl habe, nie wieder die Sonne sehen zu können. Ich bin weg, fühle mich wie ein Geist und wundere mich manchmal, dass ich gesehen werde. Ich bin ein Strich, der bald zerbricht. Ich bin dunkel, verdreht, irgendwas, alles, nur kein Mensch.

Ich bin einsam und alleine. Weil niemand mich wirklich versteht. Für viele sind Depressionen nur ein kleiner Tiefpunkt. Man ist halt etwas traurig, nix schlimmes.

Doch, es ist schlimm. Deshalb wollte ich diesen Beitrag schreiben. Weil es wirklich richtig schlimm ist für die Betroffenen. Weil es dafür eigentlich keine Worte gibt, die das beschreiben können.

Es geht so tief ins Existenzielle, dass die Betroffenen sich bald nicht mehr auskennen, ob sie noch Fisch oder Fleisch oder Tofu sind. Meist fühlen sie sich als kleines Stück Fliegenkacke. Wertlos und unbrauchbar und falsch.

Wie es ist, sich fröhlich und leicht zu fühlen, sich zu freuen, das ist bald vergessen. Dafür ist auch kein Platz in diesem kleinen Gefängnis. Und selbst wenn Platz wäre, der Gedanke, das nicht verdient zu haben, nimmt ihn wieder weg.

Ich persönlich versuche mir das nicht anmerken zu lassen und mache weiter Witze über jeden Mist, ich versuche andere zum Lachen zu bringen und so gut es geht von mir abzulenken. Funktioniert das nicht, fühle ich mich noch mehr als Versagerin und bald werde ich leise. Still. Ich bin dann weg. Und sehe mich auf einem Hausdach, mit Kippen und Jim Beam und kurz vor dem Sprung. Und ich fühle dann eine Sehnsucht danach, nach Frieden.

Endlich Frieden. Und Ruhe. Vor meinem Schmerz, der mich auffrisst. Der meine Seele zerstört, wie Krebs den Körper.

dav

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