Ich versuche jetzt mal, mir mit diesem Beitrag etwas Luft zu verschaffen OHNE dabei jemandem auf die Füße zu treten. Naja, schauen wir mal, wie mir das gelingt.
Heute Morgen habe ich folgenden Tweet in meiner Timeline geteilt und mit dem Kommentar versehen, dass mich das zunehmende Bashing von Menschen/Männern nervt.
Retweet if your husband is a genius, but doesn't know how to take out the trash…
— Constanze Mozart (@Constnze_Mozart) February 21, 2017
Ich habe zunehmend Probleme mit dem Bashing von Menschen/Männern. https://t.co/6MRwYc8bXc
— Tante Emma (@_Gemischtwaren) April 28, 2017
Ich kann es ehrlich gesagt nicht mehr lesen, wenn Frauen im Netz auf ihren Männern rumhacken, weil sie dieses oder jenes nicht tun, ihren Beitrag zur Care- und Hausarbeit nicht leisten und sich nicht genügend einbringen. Wir Frauen wollen emanzipiert sein, gleichberechtigt und gleichwürdig und bashen unsere Männer?!
Das passt für mich nicht zusammen.
Die Persönlichkeitsrechte wahren
Darüber hinaus stört mich ein wesentlicher Punkt noch viel mehr: Die Verletzung der Persönlichkeitsrechte dieser Männer, die vermutlich nicht mal wissen, welche Äußerungen da getätigt werden und die sich demzufolge nicht verteiden können.
Ja, es nervt sicher, wenn der Gatte nicht von alleine auf die Idee kommt, den Müll rauszubringen. Aber unter Erwachsenen kann man doch schlicht sagen: „Nimm bitte beim nächsten Mal den Müll mit raus“, weil man grad gesehen hat, dass der Eimer voll ist. Man kann aber auch selbst gehen. Aber natürlich kann man auch im Stillen schmollen und warten, bis der Mann es von selbst sieht, sich dann darüber aufregen, dass das aber auch viel zu lange dauert. Man kann aber auch Lack saufen.
Die Arbeit teilen
Als ich mit dem Gatten zusammenzog, habe ich die Organisation des Haushalts übernommen, weil ich das besser kann. Das ist bei uns unbestritten. Ich habe den Dingen ihren Platz zugeordnet (liebe Grüße an Esther) und halte ‚das Ganze‘ am Laufen. Aber wir teilen uns die Arbeit – und zwar nicht im Sinne von „er macht seinen Teil der Arbeit“ – sondern die Hausarbeit ist schlicht aufgeteilt. Der Gatte bringt sich ein, er macht genauso viel wie ich, nur eben andere Sachen. Ebenso geht er mit dem kranken Kind zum Arzt oder bleibt mit ihr zu Hause, ebenso wie ich.
Wäre dem nicht so, hätte ich jetzt mehrere Optionen: Still vor mich hinleiden und in mich reinwüten, gegen ihn sticheln und über ihn lästern, mit ihm Reden und Vereinbarungen treffen oder irgendwann sagen: So nicht. Keinen Schritt weiter, es geht zu meinen Lasten.
Menschen sind so
Männer sind nicht einfach so. Menschen sind einfach so, wie sie sind. Menschen wurden in eigenen Kosmen groß, mit individuellen Vor- und Rollenbildern. Jedem wurde auf unterschiedlichste Weise unterschiedlich viel Arbeit abgenommen und geholfen und wir wurden auf unterschiedlichen Wegen zur Eigenständigkeit erzogen.
Aber ob und wie wir uns entwickeln, wenn wir nicht mehr für uns alleine verantwortlich sind, ist schlicht eine Charakterfrage. Unabhängig vom Geschlecht. Meiner Meinung nach. (Danke, The Good Wife).
Ich möchte nicht mehr darüber lesen, welche Genies den Müll nicht runterbringen. Ich möchte darüber lesen, wie Paare es schaffen, solche Schwierigkeiten zu meistern, passende Vereinbarungen zu treffen und schlicht Gespräche zu führen.
Miteinander, nicht nur übereinander reden
Ich verstehe, dass manche – durchaus spontanen – Aussagen eine Ventilfunktion haben und das halte ich auch im Sinne von Psychohygiene für sehr wichtig. Und ob das im Gespräch mit der besten Freundin oder 500 Twitterfollowern passiert, ist für mich unwichtig, solange man sich jederzeit trauen würde, dem Mann diese Tweets zu zeigen. Das wäre mein Gradmesser. Wie würde ich mich denn auch umgekehrt fühlen?!
Nicht persönlich nehmen
Diesen Beitrag möchte ich gerne lediglich als meine Psychohygiene verstanden wissen, meine niemanden persönlich und hoffe, niemandem auf die Füße getreten zu sein. Ich habe nur meine Sicht der Dinge geschildert. Er ist sicher in manchen Aspekten zu kurz gesprungen, gerade beim Punkt „Feminismus“. Aber hey, wir können gerne in den Kommentaren weiter diskutieren. <3
SpecMod on. (damit ich den Kommentaren (sofern sie kommen), auch folgen kann)
Huhu
Ich hoffe meinen Kommentar an Deinen Kommentar hast Du nicht als Bashing gegen meinen Mann aufgefasst. Er hat einfach andere Prinzipien als ich und das kollidiert manchmal. Das nervt dann beide. Aber es ist nicht gemeint im Sinne von Bashing, sondern eher: unser Haushaltstanz synchronisiert sich nicht, weil wir verschiedene Ansprüche haben und Prioritäten anders setzen. Das nervt halt meine Abläufe, liegt aber nicht daran, dass er „als Mann“ so ist. Das wird vielleicht nicht so ganz klar aus meinem Kommentar auf meinem Blog. Deshalb wollte ich das nochmal verdeutlichen.
Liebe Grüße
Esther
Nein, überhaupt nicht. der Verweis zu Dir kam eigentlich eher bei „alles hat seinen Platz“. Um Himmels Willen, das würde ich mir bei Dir nie Anmaßen.
Also andersn: Auf diesen Kommentar habe ich keinen Bezug genommen. Sondern bei einem ganz anderen Thema, bei dem ich jetzt immer an Dich denken muss.
Ah gut. Ich hatte es mir fast gedacht, dass Du es so meinst. Wollte nur sicher gehen, weil ich meinen eigenen Kommentar plötzlich aus einer anderen Perspektive gelesen, echt missverständlich fand. Ich mache nächste Woche mal weiter mit dem Haushaltsthema…
Ich gehe mit fast allem konform. Zumal ich auch finde, es hat etwas wahnsinnig limitierendes: so wie bei dem Dumb Dad Phänomen. Es impliziert damit nämlich häufig, dass Frauen das besser können. Vermutlich genetisch bedingt. Irgendwo auf dem X-Chromosom gibt es das Putzgen, was erst durch das zweite X ausgelöst wird – oder so.
Allerdings: Ich finde schon, dass frau sich mal bei ihrer besten Freundin ausheulen darf. Zum einen wegen der Psychohygiene aber zum anderen auch um ggf. mal zu hören, ey, beruhig dich mal. Oder eben: Ja, das ist richtig. Oder auch: Ich höre das jetzt schon zum wiederholten Mal von dir, das scheint dir wichtig zu sein: Sprich das an.
Ich hängte zum Beispiel neulich Wäsche auf und stritt mich währenddessen mit mir selbst, ob ich den Mann wüst beschimpfen muss, weil z. B. eine Strumpfhose in der Kinderhose stecken blieb, oder ob er nicht viel häufiger die Wäsche macht und ich mal gepflegt meine Klappe halten soll. Letzteres stimmt unbestritten. Ich hatte einfach nur einen doofen Tag und war müde und genervt. Und ich weiß, was meine Beste gesagt hätte: Kein Mitleid von mir, mein Mann bedient die Waschmaschine nie.*
Für’s Netzt gilt für mich immer die Faustregel: A) Würde ich es einem Fremden im Regionalexpress erzählen? B) Würde ich mich darüber mit meiner Verwandtschaft unterhalten wollen?
Zweimal ja: Go for it!
*P.S.: Ja, der Mann weiß von diesem internen Struggle. 🙂
Danke für Deinen Kommentar. 🙂
Bei dem Punkt der Psychohygiene bin ich ja bei Dir, wir meinen das Gleiche.
Und um doofe Tage gehts ja auch nicht, sondern wirklich um Lästern und nur über, aber nicht miteinander reden.
Das Männerbashing gehört zu den Dingen, die mir auch gewaltig auf den Nerv gehen. Einerseits wollen wir als Frauen nicht in die Klischeeschublade gesteckt werden, bringen dann aber andererseits sowas? Nein, bei allen Meinungsverschiedenheiten habe ich trotzdem einen fühlenden, intelligenten Menschen vor mir. Wenn ich mich dann nicht traue, ihn z.B. mit meinem Frust zu konfrontieren oder damit, dass ich ihn vielleicht manchmal faul fände, dann muss ich mich mit meinen eigenen Dämonen auseinander setzen und mich fragen, warum mir das so schwer fällt. Bei mir ist es oft das uralte Klischee, das eben doch die Frau die Hausarbeit zu machen hätte, das ein Relikt meiner eigenen Lebensgeschichte ist und mit meinen eigenen, eigentlichen Ansichten und Bedürfnissen kollidiert.
Das loszuwerden ist echt schwer, aber das kann keine Rechtfertigung dafür sein, dem Mann quasi biologistisch ein Art genetisch bedingter Haushaltsblödigkeit zu unterstellen. So viel Unachtsamkeit ist herablassend, und mir ist ein saftiger Streit tausendmal lieber.
Danke für Deinen differenzierten Kommentar.
Ja, seine eigenen blinden Flecken sollte man auch kennen, bevor man auf andere mit dem Finger zeigt.
Und das ist ja der erste Schritt zur Veränderung.
Dieses herablassende Verhalten ist das, was mir wirklich auch weh tut beim Lesen. Als wäre die Männer alle doofe Esel. Bei uns fliegen auch die Fetzen, bzw flogen. Haben uns eingegrooved. Ich finde das auch wichtig, sich auseinanderzusetzen. Aber den Mann bloßstellen, das finde ich einfach schäbig.
Ich gebe Dir Recht.
Ja, ich habe schon öfter das Männerschnupfen in der Notaufnahme-Video verschickt und mich mit anderen Frauen köstlich darüber amüsiert.
Aber das ist ja nun auch nicht wirklich ernst gemeint.
Mit öffentlicher Kritik eines Menschen an seiner/m Partnerin oder einer/m Freundin tue ich mich sehr schwer. Man kann die Worte nicht zurück nehmen. Und was geht es so viele Menschen an?
Es gab eine Zeit, in der in einer Frauengruppe, der ich angehört habe und in der alle außer mir verheiratet sind, mir als Single immer ein goldenes Leben in Freiheit angedichtet wurde. Ich kann ja manchmal fies sein und habe dann lächend gefragt, wann denn die jeweilige Scheidung ansteht oder ob es eine Zwangsehe ist.
Haha, der Kommentar mit der Zwangsehe ist großartig, den muss ich mir merken.
Also diese Männerschnupfenmeme finde ich auch toll und erfahrungsgemäß sind die nunmal verdammt nah an der Wahrheit 😉 Darauf beschränkt es sich dann aber.
Echte Kritik gehört immer allein zwischen Mann und Frau. Klar darf man sich mal bei der Besten ausheulen oder bei Mutti, aber auch da sollte man zu viele Details aussparen. Ich selbst will mir das auch nicht anhören müssen, und reagiere dann gerne mal mit: „Ich glaube das ist gerade der falsche Adressat.“
Wobei ich immer ein offenes Ohr habe und gerne konstruktiv helfe, wenn es richtig brennt, aber wenns ins Detail geht, steig ich aus, wenn ER nicht davon weiß, dass ich es weiß. Das ist mir A unangenehm und B gehen mich Details nichts an. Im Umkehrschluss würde ich das selbst nienicht machen. Ich will auch nicht, dass mein ER das mit mir macht. Ich rede bis heute nicht schlecht über meinen Ex und da gäbe es sicher ein bis zwei Sachen, für die ich ihn bis heute anbrüllen könnte.
Allgemein öffentlich meckern, oder gar im Internet gehört das nicht.
[…] Gemischtwarenladen: Warum mich Männerbashing nervt […]
Oh ich gehöre wohl auch zu denen, die ihre Männer „bashen“. Das heißt ich schreibe auf Twitter schon mal, wenn mich etwas an meinem Mann nervt, auch wenn ich es in der Regel versuche lustig zu verpacken. „Bashen“ möchte ich damit aber eigentlich nicht, sondern eher Verständnis bekommen. Das klingt irgendwie blöd, ich weiß. Aber wenn ich mich mit meinen Freundinnnen beispielsweise darüber unterhalte und gesagt bekomme, dass es bei ihnen auch so läuft, dann relativieren sich meine Probleme und ich denke: Hm dann ist er einfach so, weil er ein Mann ist. Mir ist natürlich klar, dass nicht alle Männer gleich ticken, ebenso wie auch Frauen. Und ich spreche mit meinem Mann dennoch darüber, was mich stört. Aber mein Tonfall ist eben ein anderer, wenn ich ihm Absicht oder einfach nur Unachtsamkeit unterstelle.
Und Eines frage ich mich noch: über Kinder schreiben wir ja auch teilweise verallgemeinernd und eben auch genervt. Da regen sich deutlich weniger Leute auf, als wenn es um die Geschlechter geht. Warum ist das so?
Vielen Dank, dass Du an der Herzpost-Aktion teilgenommen hast und mich zum Denken angeregt hast ,-)
LG Wiebke
Der letzte Satz gibt mir zu denken. Ich habe darüber noch nicht nachgedacht, muss aber zu meiner Verteidigung anführen, dass ich kaum Männer-Bashing betreibe.
Für mich ist es so etwas wie Blondinenwitze. Man muss es nicht mögen, wird es aber auch nicht ausrotten können. Dann lieber nicht zu ernst nehmen. Ich glaube, Männer und Blondinen kommen damit klar.