Den heutigen Gastartikel hat Little B. bei mir eingereicht. Sie hat ihn bereits 2013 in ihrem Blog veröffentlicht und ich finde ihn so gut, dass ich ihn gerne in die Gastartikelreihe einreihen möchte. Er beschreibt sehr gut die Auswirkungen von Depressionen auf Angehörige. Und auch z.B., wie sich die Depression nach Geschlecht unterschiedlich zeigen können. Viele Männer reagieren auf ihre Versehrheit mit Abwehr und Aggression. Sie schaffen es nicht, sich einzugestehen, dass sie ohne Hilfe nicht weiterkommen. Es betrifft oft eine Generation bzw einen Typus Mann, dem suggiert wurde, dass „Mann“ keine Schwäche zu zeigen hat. (Anmerkung: Das ist meine persönliche Einschätzung, die ich aus Erfahrungen und Erzähltem habe).
Außerdem spricht der Artikel das Thema Resilienz an. Ein Thema, zu dem ich persönlich zumindest sagen kann: Hätte ich keine Resilienz, säße ich nicht hier…
Danke meine liebe B. für den guten Text. <3
Letztens las ich ein beeindruckendes Interview mit Heinz Strunk in der NIDO.
Das Thema berührt mich sehr, denn Depressionen begleiten mich schon lange – nicht als Selbstbetroffene, aber als Angehörige oder als gute Freundin. Depressionen verschiedenster Ursachen, Ausprägungen und Ausmaße. Ich habe versucht zu verstehen, zu unterstützen. Ich war einfach da, habe Arbeit abgenommen, erklärt und abgeschirmt. Ich habe gesehen, wie gelitten wird.
Was für mich am schwersten war und ist die Tatsache, dass man nichts tun kann, solange der Betroffene nicht will. Zu sehen, wie Angehörige bzw. ganze Familien daran zerbrechen. Zu erleben, wie wenig manchmal ausreicht, dass die Stimmung kippt.
In dem Artikel las ich zum ersten Mal das Wort „resilient“*. Ein tolles Wort. Denn endlich habe ich nicht mehr das Gefühl, dass ich „kalt“ oder „abgestumpft“ bin, nur weil mich Dinge nicht so runterziehen (können). Dass ich es schaffe, aus der blödesten Situation auch noch irgendwas Positives zu ziehen oder sie im Zweifel zu ignorieren.
Natürlich habe ich auch schlechte Momente. In meiner Krankenakte gibt es auch den Vermerk „depressive Verstimmung“: Als mir vor über 6 Jahren alles mit der Trennung, dem Umzug, der Arbeit zu viel wurde. Und auch vor einem halben Jahr, als die Kündigung kam. Beide Situationen erzeugten einen Druck, den ich nicht mehr neben meinem Alltag bewältigen konnte. Aber mich da reinsteigern, wie es Depressiven nachgesagt wird (und nicht richtig ist), konnte ich nicht. Vielleicht ist es ein Zeichen von Resilienz, rechtzeitig die Reißleine zu ziehen und den Arzt um eine kleine Auszeit auf gelben Schein zu bitten. Bei mir zumindest reicht das: Raus aus dem Hamsterrad, Perspektive wechseln und das Leben ist wieder schickilacki.
Ich weiß, dass Depressive das nicht können. Zumindest nicht so nachhaltig, dass es sie „heilt“. Ich erlebe das jeden Tag aufs Neue.
Männern wird nachgesagt, dass sich ihre Depressionen eher in Aggressionen äußern. Das kann ich – leider – bestätigen. Es ist, als würden sich durch die Depression Energien aufstauen und einen Druck aufbauen, der irgendwann und irgendwie abgebaut werden muss. Ist der Druck zu hoch, wird ein Auslöser gesucht. Und es findet sich immer etwas, um die Angst machenden Energien in einem aggressiven Wortschwall über mich zu ergießen.
Es sind harte, gemeine Worte. Es werden Tatsachen verdreht oder nur bestimmte Aspekte zugelassen. Es wird sich eine Wirklichkeit zurecht gebastelt, die so nicht stimmt und stimmen kann. Es wird nicht zugehört und Gegenargumente übergangen.
Und ja, es verletzt mich und tut mir weh. Aber ich schaffe es, es nicht so an mich ranzulassen und mir auch (fast) immer zu sagen, dass die „Dusche“ nicht wirklich mir gilt. So verletzt es mich nicht in meiner Persönlichkeit.
* Hier die psychologisch verschwurbelte Definition und dort die Beschreibung in einem Satz.
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