Ich freue mich, heute wieder einen Gastbeitrag veröffentlichen zu dürfen. Er ist anonym, von einer Zwillingsmutter und sie schreibt über ihre Kinder, die zwar gleich, aber ganz unterschiedlich sind. Und über die Einmischung „von außen“.
Schokoladenliebe
Mein Kind liebt Schokolade. Es hat so eine Art übersinnliche Kraft und erkennt Schokolade auch in ungewöhnlicher Verpackung an absurden Orten drei Meter gegen den Wind. Hat dieser kleine Mensch seine „Lade!“ dann erst mal in den Fingern, setzt er sich in seine Geheimecke und genießt in aller Ausführlichkeit. Bei allem Genuss ist aber auch die leckerste Schokolade irgendwann aufgegessen. Das wird dann mit einem deutlichen „Mehr!“ kundgetan.
Da das Kind einen zauberhaft kugeligen Bauch hat, wird seine Schokoladenliebe gerne ungefragt kommentiert. Im Wesentlichen gibt es dabei zwei Erklärungsmuster:
- Die Eltern, also unter anderem ich, hätten dem Kind viel zu viel und viel zu früh Schokolade gegeben und daher sei es nun so daran gewöhnt und würde Schokolade als ganz normales Grundnahrungsmittel ansehen.
- Die Eltern, also unter anderem ich, hätten dem Kind viel zu wenig und viel zu spät Schokolade gegeben und daher habe Schokolade nun eine so besondere Bedeutung für das Kind und es würde sich immer darauf stürzen.
Schokoladenhass
Abgesehen davon, dass die Schokoladenliebe absolut unproblematisch ist und (unterschwellige) Vorwürfe daher eh fehl am Platz sind, lassen sie mich auch noch aus einem anderen Grund völlig kalt. Der Clou ist nämlich: Dieses Kind hat einen eineiigen Zwilling. Und dieser Zwilling hasst Schokolade! In seltenen Fällen kommt es mal so weit, dass der Zwilling Schokolade in den Mund nimmt. Allerdings nur, um sie sofort wieder angeekelt auszuspucken.
Klar, ich behandele meine Zwillinge nicht immer genau gleich. Schon weil ich das gar nicht will. Aber meine grundsätzlichen Maßstäbe und Werte sowie das Umfeld sind bei beiden Kindern gleich. Also kann nicht (nur) mein Einfluss dafür verantwortlich sein, dass eines der Kinder am liebsten Schokolade ohne Ende vertilgen möchte. Stattdessen macht es mir so wunderbar deutlich, dass Kinder einfach unterschiedlich sind. Sogar eineiige Zwillinge.
Bekommt Zwillinge
Daher ist dies meine Empfehlung für mehr elterliche Gelassenheit: Bekommt eineiige Zwillinge! Das entspannt unheimlich, wenn Euch mal wieder jemand reinreden will. Gerade bei Dingen, bei denen es kein eindeutiges Falsch und Richtig gibt oder bei denen man im Nachhinein grübeln könnte und doch zu keiner Lösung käme. Eineiige Zwillinge helfen mir zu erkennen, dass mein Einfluss als Elternteil auch Grenzen hat.
Es hilft: Gelassenheit
Falls es bei Euch mit den eineiigen Zwillingen nicht auf Anhieb klappt, kann ich Euch aber auch ein bisschen trösten. Denn so sehr ich hier die Individualität der Kinder lobe, so hat sie zugegebener Weise auch ihre Nachteile. Zum Beispiel, wenn das Kind, das keine Schokolade mag, die kleinen goldenen Schokokugeln als wertvollen Schatz betrachtet, den es eine halbe Stunde stolz mit sich herumträgt und herumzeigt, während das andere Kind seine Schokolade schon verschlungen hat. Dann gibt es eine halbe Stunde wütenden Schlagabtausch „Mehr!“ – „Meine!“ – „Mehr!“ – „Meine!“ in Dauerschleife. Da hilft dann nur Gelassenheit.