Schnarchen und Apnoe | Gastartikel

Heute erscheint ein weiterer Gastbeitrag und es freut mich besonders, dass es der erste Blogartikel ever meines geliebten Gatten ist.

Weil – auch auf Twitter – wieder einmal über schnarchende Männer geschimpft wurde und wir dazu unsere ganz eigene Geschichte haben, bat ich ihn, dass Ganze einmal aufzuschreiben. Ich freue mich, dass er das getan hat. Hier also der Gastbeitrag des besten Mannes aller Zeiten:

Schnarchen und Apnoe.

Mein Gastbeitrag zum Thema Schnarchen und Apnoe und mein neues Leben mit einer CPAP-Therapie.

Die Schlafapnoe als relevante Volkskrankheit wurde erst in den letzten zwanzig Jahren in der medizinischen Fachwelt akzeptiert. Bei der Schlafapnoe kommt es zu erheblichen schlafbezogenen Atmungsstörungen bis hin zu einem vollständigen vorübergehenden Atemstillstand. Heute ist unbestritten, dass die Schlafapnoe sehr häufig ist (bis zu zehn Prozent der erwachsenen Bevölkerung), unbehandelt mit einer verkürzten Lebenserwartung einhergeht sowie durch das Symptom der permanenten Müdigkeit auch für die Patienten und ihr Umfeld sehr belastend ist. Mit einer über eine Maske verabreichten Überdruckbeatmung (CPAP-Therapie) können die nächtlichen Atemstörungen sehr wirkungsvoll zu Hause behandelt werden. Aufgrund der Häufigkeit dieser Erkrankung stellt diese Therapieform einen sehr großen Markt da, entsprechend fulminant ist bis zum heutigen Zeitpunkt die technische Weiterentwicklung der Geräte. Diese sind heute leise, klein, bedienungsfreundlich und natürlich auch geeignet für Reisen.
Quelle: Heinen und Löwenstein

Geschnarcht habe ich schon immer. Meine Partnerinnen mussten immer mit Ohrenstöpseln neben mir schlafen, um Ruhe zu finden. Meine jetzige Frau wollte und konnte das nicht und machte sich vor allem aber ernsthafte Sorgen um mich. Sie fand das Schnarchen zwar – vor allem aufgrund der Lautstärke -nervig, aber meine Atemaussetzer von bis zu 60 sec beängstigend, weil das alles andere als gesund ist. Ich war nie ausgeschlafen und wirklich immer müde, mir fielen in der Mittagspause über der Zeitung die Augen zu und bei längeren Fahrten im Auto (ich bin beruflich öfter unterwegs) musste ich dagegen ankämpfen, am Steuer nicht einzuschlafen.

Ich habe mich dann vor 6 Jahren von meiner Frau überzeugen lassen, einen Pneumologen im Fachbereich Schlafmedizin aufzusuchen. Sie wollte schließlich noch länger was von mir haben. Dieser schickte mich dann mit einem Gerät nach Hause, was ich eine Nacht zur Auswertung der Sauerstoffsättigung und der Schlafqualität tragen musste. Die Auswertung war eine Katastrophe und wirklich beängstigend, auch für mich. Meine Sauerstoffsättigung sank auf knapp über 60%, normal ist ca. 97%. Was soll ich sagen, ich konnte froh sein, dass ich überhaupt morgens noch wach geworden bin und nicht schon mit einem Herzinfarkt in der Klinik lag.

Ich wurde dann umgehend ins Schlaflabor geschickt.

Die erste Nacht komplett verkabelt an Kopf, Oberkörper und Beinen  im Schlaflabor gab dann einen genaueren Aufschluss darüber, was bei mir nicht stimmt. Also die angesprochene Sauerstoffsättigung, meine Atemaussetzer, meine Bewegungen im Schlaf und mein Schnarchen an sich.
Gemessen wurden bei mir ca. 70 Atemaussetzer in der Stunde (wie man sowas schafft, keine Ahnung), normal sind 3 – 4  sowie eine Schnarchlautstärke von über 100 db.
Die Werte waren auf jeden Fall bedrohlich. Meine Bewegung in der Nacht war durch die Atemaussetzer und die dadurch einhergehende Verkrampfung auch eher spastisch. Wen wundert es da, dass meine Frau das alles nicht mitmachen wollte. Stellt euch vor, es läuft direkt neben euch permanent ein Benzinrasenmäher, wer kann dabei schon schlafen. Gut, dass man sich als Schnarcher selber nicht hört…

Das anschließende Arzt-Gespräch brachte das ans Licht, was ich schon vermutete.
Ich kam um eine Atemmaske (Homecare-Nasalmaske) nicht rum. Wer sich genauer informieren möchte, mein Versorger ist die Firma Heinen & Löwenstein.

Bei meiner zweiten Nacht im Schlaflabor bekam ich dann eine Testmaske und wurde wieder komplett verkabelt. Während der Schlafphase wird der Druck in der Nasenmaske permanent erhöht, bis ein Wert erreicht ist, der dafür sorgt, dass man nicht mehr schnarcht und keine Atemaussetzer mehr hat. Ich bin bei 11 Milibar gelandet.
Meine Nacht dort war bereits nach 5 Stunden beendet, weil man im Schlaflabor gegen 6 Uhr geweckt wird und man mit so ner ungewohnten Maske natürlich auch nicht direkt einschläft. Von der kompletten Verkabelung mal abgesehen. Aber was soll ich sagen, ich habe mich die letzten 20 Jahre davor nicht mehr so ausgeruht gefühlt, selbst wenn ich 12 Stunden und mehr im Bett gelegen habe.
Ich kam um 7 Uhr nach Hause und bin erst mal entspannt angeln gefahren, weil ich ausgeschlafen war. Nach 5 Stunden Ein völlig neues Lebensgefühl.

Gibt es was Negatives zu sagen? Eigentlich nicht. Die ersten Tage sind gewöhnungsbedürftig, weil man natürlich ein permanentes Rauschen hört (Edit: Das höre nur ich, Dritte hören nichts). Nach ein paar Tagen hat man sich aber dran gewöhnt. Der merkliche Erfolg lässt einen das auch ganz schnell vergessen.
Und man hat natürlich an der Maske einen Schlauch. Je nachdem, wo das Gerät steht und wie man liegt, hat man den Schlauch schon mal über sich drüber liegen
aber auch das ist wirklich egal, er stört nicht. Gesicht an Gesicht mit seinem Partner kann man natürlich nicht mehr schlafen, irgendwohin muss die überschüssige Luft ja entweichen und das macht sie vorne mittig an der Maske. Naja, konnt man vorher als Extremschnarcher ja auch nicht.

Also, ich fasse mal zusammen: Ich war noch nie über eine Entscheidung, die ich getroffen habe, bzw. zu der ich positiv gedrängt wurde, so glücklich. Ich komme mit 6 Stunden Schlaf in der Nacht jetzt gut aus. Ich würde diese Maske für kein Geld der Welt mehr missen wollen!
Klar, man muss das Teil immer mitschleppen, aber das ist kein Problem. Im Flieger darf man es zusätzlich zum Handgepäck mitnehmen, es gibt extra ein ärztliches Zertifikat, dass es sich um ein lebenswichtiges, medizinisches Gerät handelt und mehr als eine Steckdose benötigt man nicht.
Und nachts ist es eh dunkel, also sieht euch auch keiner mit der Maske…

Ich kann Jedem nur raten: Geht ins Schlaflabor, wenn ihr Atemaussetzer habt und/oder extrem schnarcht, ihr habt danach ein völlig neues Lebensgefühl. Es lohnt sich, auch mal auf die Frauen zu hören…

@Herr_Krochi

Kommentare (7)

  1. Ich kann das Gelesene als ebenfalls „betroffene“ Ehefrau bestätigen. Leider hat mein Liebster erst auf mich gehört, als der Blutdruck durch die Decke ging.
    Im Schlaflabor hat man ihn dann gefragt, ob er schon Nahtoderfahrungen gemacht hat, so lange und so oft setzte er mit dem Luftholen aus.
    Nach insgesamt drei Nächten im Schlaflabor hat er nun auch das passende Gerät. Für unsere Flugreisen haben wir uns vom Schlaflabor eine Unbedenklichkeitserklärung auf Deutsch und Englisch ausstellen lassen, damit es keinen Stress gibt, wenn das sündhaft teure Teil im Handgepäck reist.
    Übrigens gibt es auch Masken, die eine Art Diffusor vor dem „Schnorchel“ haben. Das ist toll, weil es dann den Partner/die Partnerin nicht anpustet. Wenn ihr mögt, kann ich Euch den Typen ja mal gelegentlich aufschreiben.

    1. Ja, mach das mal bitte. Der Blutdruck beim Gatten war auch extrem hoch. Also wirklich alles kein Spaziergang.

      1. Gerne. Wir fliegen heute wieder heim. Da kann ich dann in den nächsten Tagen mal genau nach Typ und Bezeichnung gucken.

  2. Danke, danke, danke für den wirklich tollen Bericht! Ich habe gerade ein bisschen das Gefühl, dass Deine Schilderungen helfen, dass der Gatte endlich auch auf mich hört.

  3. Ziemlich ähnlich habe ich es auch erlebt, obwohl ich in der Diagnosenacht im Schlaflabor „nur“ bei 30 – 40 Atemaussetzern oder Ereignissen pro Stunde gelandet bin. Die erste Therapienacht im Schlaflabor des St. Hildegardis in Köln hat mir genauso die Augen geöffnet und ich saß ebenfalls bereits um 5 in der Früh Hallo-Wach! im Bett und konnte so erholt wie noch nie im Leben nicht schnell genug in den Tag starten. Seitdem begleitet mich das CPAP-Gerät wirklich auch überall hin, ich würde es nicht mehr her geben und kann auch nur jedem, der ansatzweise Probleme in der Richtung hat, zumindest eine entsprechende Untersuchung wärmstens ans Herz legen!
    Vielen Dank an dieser Stelle auch nochmal an das ganze tolle Team des Schlaflabors!

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