Ich BIN eine echte Mama

Seit zwei Tagen bin ich wütend. So richtig.

Seit zwei Tagen denke ich darüber nach, ob und wie ich dem Ausdruck verleihe. Das schwankte immer wieder zwischen „lass gut sein“ oder „NEIN. Das geht nicht.“ Und es geht auch einfach nicht. Ich kann das nicht so stehen lassen.

Ich habe diesen Textausschnitt auf dem Blog mamasdaily.net gefunden.

Bildquelle: mamasdaily.net, Abrufdatum 17. Oktober 2016, 22.36 Uhr.


Ich habe mir diese Geburt nicht ausgesucht

Vor beinahe drei Jahren habe ich meine zauberhafte Tochter geboren. Ich habe sie nach 50 Stunden Wehen und drei schlaflosen Tagen und Nächten in einem Notfallkaiserschnitt geboren. ICH HABE SIE GEBOREN! Auch wenn gesagt wird, sie wurde mir entbunden sage ich, dass ich sie geboren habe. Unter wirklich unschönen Umständen, verbunden mit aufsteigender Panik und großer Sorge.
Ich habe mir diese Geburt nicht ausgesucht, im Gegenteil, das war „das Letzte“, was ich mir für mich gewünscht habe. Aber die Dinge geschehen, wie sie geschehen und ohne diese medizinische Errungenschaft wären sowohl der Keks als auch ich vor einigen Jahrzehnten schlichtweg gestorben.

Dieses Ereignis war traumatisch für mich und es hat eine gewisse Zeit gedauert, darüber wirklich vollumfänglich hinwegzukommen. Aber ich habe es geschafft und mich mit der Geburt und dem Verlauf versöhnt.

Weshalb der Ärger?
Es sind zwei Worte, die mich sehr sehr aufregen, aber natürlich auch kalt erwischten: „Durchaus“ und „können“. … „aber ich bin der Meinung, dass auch durchaus Mamas mit Kaiserschnitt Mamas sein können.“

BÄM!

Das hat gesessen. Entschuldigung? Ich kann durchaus eine Mama sein? ICH BIN EINE MAMA. Mit Leib und Seele. Ich habe dieses Kind bebrütet, geboren und jetzt ziehe ich es auf. Die Art und Weise, wie mich die Mutterschaft technisch ereilte, ist völlig irrelevant. Eine Frau mit Kind ist eine Mutter. Das gilt für unterschiedliche Geburten, Adoptionen, Stief-, Teilzeit-, und Ersatz- und was weiß ich für Mamas. Wir alle sind Mamas. Nicht durchaus, nicht vielleicht, nicht gegebenenfalls. Einfach Mamas.

Die Verantwortung, die wir tragen
Während mich beim Lesen des Textes einfach nur die Wut packt frage ich mich, was das zum Beispiel mit einer frisch gebackenen Mama macht, die mit einem KS nicht gerechnet hat und damit hadert. Die verletzt und traurig ist und einem anderen Geburtsverlauf hinterhertrauert. Die zutiefst verunsichert ist und sich vielleicht sogar Vorwürfe macht. WIE MUSS SIE SICH DENN FÜHLEN?? Wie kann man einen solchen Satz ernsthaft schreiben und in die Welt hinauslassen? Ich bin der Meinung, dass wir als Blogger, ob nun mit 10 oder 10.000 regelmäßigen Lesern auch eine gewisse Verantwortung tragen, dass wir WISSEN, was wir da schreiben. Dass man verantwortlich mit seiner Leserschaft umgeht und schlicht und einfach nicht riskiert, die Gefühle anderer so fahrlässig zu verletzen.

Danke für Nichts.

Kommentare (39)

  1. Meine Liebe, wir sind Mamis mit Leib und Seele! ❤

    Ich bin froh und dankbar für einen Kaiserschnitt, den ich nie wollte… ohne gäbe es meinen wundervollen Sohn nicht!

    Fühl Dich gedrückt!

    1. Vielen Dank für die Mail und den freundlichen Hinweis, den ich gerne aufgenommen habe. Herzlich Willkommen hier.

  2. Natürlich ist man auch mit Kaiserschnitt Mutter. Ich bin bei solchen Artikeln immer etwas sauer, denn es wird suggeriert, dass Mutterlichkeit nur durch Geburt + Stillen + Bedingung XY entsteht.

    Es gibt genug Mütter, die viele dieser Bedingungen nicht erfüllen können und doch super Mütter sind, weil sie das wichtigste mitbringen: Liebe.

    Ohne das nützt keine noch so natürliche Heimgeburt, kein jahrelanges Stillen, kein noch so perfekt gebundenes tragetuch…

    Verdammt, wann hören wir endlich auf Mutterschaft als Konkurrenz zu betrachten. Liebe und Aufmerksamkeit machen gute Mütter/Väter/Eltern und die kann man nicht messen, zählen und vergleichen. Wer es trotzdem tut, hat es nicht verstanden.

    1. Danke. So eine schöne, passende Antwort.

      Du hast völlig recht, dass Allerwichtigste ist die Liebe. <3

      1. Ich habe Adoptiveltern und Patchworkmütter erlebt, die so voll Liebe mit ihren Kindern umgingen. Und ich habe leider zu oft das Gegenteil erlebt…

        Meine Kinder sind in der Lage miteinander zu spielen, Konflikte zu lösen und zu sagen, wann sie Nähe oder Trost brauchen…. Wie lachen, spielen, streiten, kuscheln miteinander…. Und ich nicht mal ne Gebärmutter. Ich pfeif auf Bedingung XY.

  3. WTF!?! Mehr kann man und sollte man dazu nicht sagen! „Echte“ Mamas?!?….und Menschen, die adoptieren oder Pflegekinder haben? Ich finde auch nen Wunschkaiserschnitt völlig ok…ihr seid alle Mütter! Und toll noch dazu!

  4. Ich habs bereits mehrmals geschrieben: Ich wollte never never never einen KS. Der Mann sollte sich dazwischen schmeißen.. dann hieß es: Sie kommen in den OP.. das beste was mir passieren konnte. Als ich da mit meinem „Wehensturm“ lag konnte ich mir eine „normale“ Geburt nämlich schon gar nicht mehr vorstellen.

    Deswegen wollte ich bei Kind 2 einen WKS.. was mir im endeffekt quch zugute kam, denn an dem festgelegten Termin war die Beerdigung eines Freundes und seines Sohnes, die 1 Woche vorher verstarben.. auch wenn das nicht der „natürliche“ Termin ist, hätte mir das zu dem Zeitpunkt echte Probleme bereitet.

    Dachte ich bei Kind1 noch, das mir ein KS psychisch zusetzen würde, könnte ich es mir heute nicht anders vorstellen. Ein klitzekleines bisschen Wehmut ist dabei, aber das verschwindet meist ganz schnell.

    Alle die mir deswegen dumm kommen, kriegen ne verbale Watschn 😉

    LG Nicola

    1. Willkommen hier und danke für Deinen Kommentar.

      Mir ging es ja ähnlich, ich wollte das auf keinen Fall, aber dann hat es schlicht unser beider Leben gerettet.

      Ja, diese Terminfrage rund um die Beerdigung, die hätte mir auch Probleme bereitet.

      Ich lese gerne, dass es Dir mit Deinen Geburten trotz ein bisschen Wehmut gut geht.

      Liebe Grüße
      Tante Emma

  5. Nie nie niemals habe ich je einen Gedanken verschwendet bei Mütter einen Unterschied zwischen Sponatangeburten und Kaiserschnitten zu sehen.
    Manche Gedanken sollte man doch lieber für sich behalten und sich selber mal hinterfragen, warum man sich solche Gedanken macht.

    1. Ja, das hast Du sehr recht.

      „Was Peter über Paul sagt, sagt mehr über Peter, als über Paul.“

      Willkommen hier.

      1. Danke 🙏

        Genau das wollte ich damit sagen! 👍🏻👍🏻

  6. Nagel auf den Kopf! Es gab in den letzten zwei Jahren auf Twitter auch mal das Hashtag #selbstgeboren, das war ähnlichabsurd und ausgrenzend. Bringt mich genauso auf die Palme wie dich. Danke für deinen Post!

  7. Ich bin eine richtige, ganz echte Mutter und habe nicht mal ein eigenes Kind auf die Welt gebracht. Es sprang mir sozusagen in die Arme.
    Und als Nicht selbst gebährende wäre ich nie auf die Idee gekommen das es solche Ansichten gibt bei den sogenannten „richtigen Müttern“.

    Und ehrlich gesagt finde ich es so absurd und unsinnig das ich nicht mal auch nur den schwächsten Schimmer davon habe was bei einer normalen Geburt passiert so das man sich dann als richtige Mutter bezeichnen darf.
    Wenn sich mein Selbstwert als Mutter aus der richtigen Geburt herleitet sollte man vielleicht über den Selbstwert nachdenken, nicht aber über die Art der Geburt.

    Claudia.

    1. Willkommen, Claudia.

      Du hast es richtig auf den Punkt gebracht. Es hat wohl auch mit dem Selbstwert zu tun, wenn man solche Definitionen verbreitet.

  8. Ich bin da voll auf deiner Seite und muss ehrlich gestehen, dass ich so etwas absurdes schon lange nicht mehr gelesen habe. Verstehe ich das richtig – ich bin keine gute Mutter, weil ich per Kaiserschnitt entbunden habe? Häää? WTF!
    Fakt ist, dass man das Baby unter seinem Herzen getragen hat und es dabei keine Rolle spielt, ob ich eine gute Mutter bin oder nicht, weil ich das Kind durch eine „normale“ Geburt oder einen Kaiserschnitt auf die Welt gebracht habe. Ich frage mich wirklich, wie man auf solch eine Idee kommt da zu unterscheiden.

    1. Häää und WTF, das waren auch meine Gedanken… 😉

      Mir ist es auch ein Rätsel, aber vielleicht muss ich auch nicht alles verstehen. Ich wollte es nur nicht unkommentiert lassen.

      Willkommen hier.

  9. Ich bin eine richtige, ganz echte Mutter und habe nicht mal ein eigenes Kind auf die Welt gebracht. Es sprang mir sozusagen in die Arme.
    Und als Nicht selbst gebährende wäre ich nie auf die Idee gekommen das es solche Ansichten gibt bei den sogeannten „richtigen Müttern“.

    Und ehrlich gesagt finde ich es so absurd und unsinnig das ich nicht mal auch nur den schwächsten Schimmer davon habe was bei einer normalen Geburt passiert so das man sich als richtige Mutter bezeichnen muss.
    Wenn sich mein Selbstwert als Mutter aus der richtigen Geburt herleitet sollte man vielleicht über den Selbstwert nachdenken, nicht aber über die Art der Geburt.

    Claudia.

  10. Mutter wird man nicht durch das das eine WIE (man sein Kind auf die Welt bringt). Mutter wird man durch das andere WIE (man es beschützt, ihm beim Wachsen und Entwickeln hilft, ihm Halt gibt, es loslässt wenn nötig, es liebt…).

    Selbiges gilt natürlich auch für die Papas 😉

    1. Ja, das ist sehr wahr und ganz wichtig. WIE. Die Liebe ist das entscheidende. Und natürlich ist das für Papas selbstredend auch so.

      Familie ist Liebe. <3

  11. Ich habe zwei Racker….beide waren überfällig (14 und 10 Tage drüber), bei beiden hatte ich Wehen, bei beiden lag ich im Kreissaal und habe gekämpft, bei beiden wurde es am Ende ein KS, weil sie einfach nicht wollten und es dann gefährlich für uns wurde…
    Bei ersten Kind war ich völlig traumatisiert hinterher und habe mich die ersten Tage kaum kümmern können, beim zweiten hatte ich zum Ende der SS hin nur noch Angst, dass es genauso wird…was es dann auch tat.
    Sie sind jetzt 7 und 9 und ich trauere immer noch. Allerdings wird mir oft gesagt, ich sollte mal ENDLICH drüber weg kommen. Wenn dann auch noch irgendwer kommen würde und SOWAS zu mir sagen würde, ich würde glaub ich um eine Ohrfeige nicht drumrum kommen aus lauter Wut!

    Das ist vom Niveau her irgendwo auf dem Level von „ach Du willst es Dir mit dem KS ja nur einfach machen und die Schmerzen verhindern“…

    1. Danke für diese sehr persönlichen Zeilen.

      Niemand hat zu bestimmen, ob und wie lange, wie schwer und tief Du trauerst. Jeder trauert anders.
      Ich denke allerdings eher, dass hinter solchen Aussagen vielleicht die Sorge um Dich steht, weil die Geburten schon „so lange“ her sind. Aber Du wirst selbst wissen, ob Du damit alleine umgehen kannst oder doch irgendwann Hilfe in Anspruch nimmst. Ich wünsche Dir alles Gute für diesen Weg. ((()))

      Ja, das Niveau… Der Punkt, der mich so wütend macht.

  12. Da kommt mir doch gleich die Galle wieder hoch, wenn ich so was lesen muss.
    Ich dachte eigentlich, nach der besch….ämenden „Selbstgeboren“-Geschichte von vor 2,5 Jahren wäre das Thema erledigt gewesen. Aber offenbar nicht.
    Darf ich hier einen Artike verlinken, den ich damals dazu geschrieben habe? Wenn nicht, lösch den Teil bitte einfach wieder aus dem Kommentar raus:
    http://mamahatjetztkeinezeit.ch/2014/03/29/was-zum-teufel-heisst-hier-nicht-selbstgeboren/

    1. Sorry, dass ich Dich jetzt erst freischalte, ich war leider offline. 🙄

      Danke sehr für den Link, bleibt natürlich drin.

      Willkommen hier.

  13. Toll geschrieben ❤
    ich stehe kurz vor der Geburt meines ersten Sohns und momentan kann medizinischen nicht ausgeschlossen werden dass er per Kaiserschnitt das Licht der Welt erblicken wird, das macht Angst und verunsichert und schürt auch ein paar Selbstzweifel – wo man sich doch all die Monate auf eine spontane Geburt vorbereitet hat. Da ist es wirklich schön und tut gut so klare Worte zu lesen 🙂

    1. Hallo liebes freundliches Fräulein,
      danke für Deinen Kommentar. Ich bin so froh zu lesen, dass der Text Dich genau auf die Art und Weise berührt hat, die ich mir gewünscht habe. Ein Grund mehr, weshalb ich den Bezugstext so gefährlich finde.

      Ich wünsche Dir alles, alles Gute für die bevorstehende Geburt und dass sie – unter welchen Umständen auch immer – für Dich mit dem Schönsten aller Erlebnisse (finde ich) verbunden ist: Dem, ein Kind zu bekommen. <3 Auf welchem Wege sie schlüpfen, ist zweitrangig. Es muss Mutter und Kind gut gehen und wenn unter der Geburt Komplikationen auftreten oder sie vorher schon erkennbar sind, dann kann und muss man sich darauf einstellen. Ich wünsche Dir alles,alles Gute dafür. <3

      Liebe Grüße
      Tante Emma

  14. Wahre Worte !! Lass dich nicht unterkriegen meine Liebe egal ob Kaiserschnitt oder Normal du bist eine tolle Mama ! 🙂

  15. Ich glaube, dass die Autorin des Ursprungsbeitrages nichts Böses gemeint hat, sondern sich als Kaiserschnittmama verteidigen wollte. Die Formulierung „durchaus“ ist natürlich unglücklich gewählt, aber nicht böse gemeint, denke ich.
    Vermutlich musste sie sich auch schon gegen diese Übermamas, die nur eine natürliche Geburt und Stillmamas als Mamas anerkennen, verteidigen und sich rechtfertigen. Und ich weiß was sie meint. Ich habe nach fünf Tagen erfolgloser Einleitung bewusst den Kaiserschnitt erbeten, weil ich nicht mehr konnte. Meine Psyche war fertig mit mir. Und ich musste mich dafür auch schon rechtfertigen. Furchtbar sowas. Aber wir sind alle Mamas und sollten uns von diesen Übermamas nicht verunsichern lassen.

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