Ich habe keine Angst
Ich habe keine Angst vor dem Älterwerden. Im Gegenteil, ich finde es schön, dass sich um meine Augen Lachfalten bilden, denn das sagt was über mich aus. Ich finde es mindestens unterhaltsam, dass die grauen Haare an meinen Schläfen anfangen, sich zu kringeln. Der körperliche Verfall hat noch nicht begonnen, auch wenn ich es schon dramatisch finde, dass ich nicht mehr so viel Bier vertrage und viel länger brauche, um vom Glas zu viel zu regenerieren. Und selbst wenn mein zunehmend (haha) älter werdender Körper mir irgendwann Grenzen setzten wird, dann hoffe ich, dass der Geist rege und wach bleibt.
Krankheiten sind ein Arschloch
Ich habe nämlich keine Angst vor dem Älterwerden, ich habe Angst vor Krankheit im Alter. Ich habe zusammen mit meiner Mutter eine Zeit lang meine Oma selbst und zu Hause gepflegt, ich habe meine Tante betreut (in allem, was es täglich zu organisieren gibt), so lange es ging, auch bei ihr daheim, dann war leider irgendwann ein Heimplatz unumgänglich. Ich habe mit angesehen, wie mein relativ fitter Dad nach seinem Schlaganfall binnen kürzester Zeit zum Pflegefall wurde und – gottlob für ihn danach nicht mehr so lange – zu leiden hatte. Ich habe also bereits viel Kontakt mit dem Alter, dem Tod und schweren Krankheiten gehabt. Auch Krebs ist Thema in meiner Ursprungsfamilie, vielfach. Ich weiß also, was Krankheiten anrichten können. Das ist etwas, das mich bis in die letzte Faser meines Körpers ängstigt und das ich für mich nicht möchte. Je nach mir bevorstehender Diagnose werde ich einen Weg finden, mich und meine Liebsten vor dem Siechtum zu verschonen. Und wenn mich plötzlich ein Schicksalsschlag ereilt ist auch bekannt, was dann zu tun ist.
Alt werden ist das Ziel
Zurück zum Älterwerden, vor dem ich nach wie vor keine Angst habe. Denn ich bin seit 2,5 Jahren Mutter und freue mich, mein Kind auf ihrem Weg weiter zu begleiten. Allerdings ertappe ich mich öfters bei dem Gedanken, dass ich denke, dass ich z.B. ihre Hochzeit erleben möchte. Dann denke ich, wenn sie aber so spät heiratet wie ich, dann möchte ich wenigstens so lange dabei bleiben, bis sie „aus dem Gröbsten“ raus und z.B. im Job ist. Oder wenigstens mit der Schule fertig. Bitte, soviel Zeit muss drin sein. Ich entdecke also neue Ängste in mir: Was, wenn ich mein Kind (zu früh) zurücklasse? Wenn ich nicht für sie da sein kann, wenn sie mich dringend beim ersten Liebeskummer braucht? Warum bin ich eigentlich so spät erst Mutter geworden?
Ich gewinne jeden Tag
Und dann setze ich mich immer erstmal hin, atme durch und sage mir, dass es verdammt nochmal nicht wichtig ist, was in 3, 5, 10 oder 15 Jahren ist. Was zählt, ist der Moment. Jeden Morgen, an dem wir drei gesund aus dem Bett aufstehen, wenn wir einen Tag älter geworden sind, dann haben wir gewonnen. Basta.
Danke an Frau Quadratmeter für diese Blogparade. Endlich mal wieder was zum Nachdenken gehabt. <3
Ich kann deine Gedanken gut nachvollziehen, aber ist es nicht gerade, die doch sehr schlechte Alternative „Jung sterben“, die uns das #Älterwerden erstrebenswert erscheinen lässt.?
Ich bin unbedingt für das Älterwerden und verdammt noch mal gegen das zu junge Versterben.
Einzig – ich will mich nicht täglich sorgen um die Zukunft. Sie passiert sowieso, also freue ich mich über jeden neuen gesunden Tag.
Genau das ist wohl die richtige Einstellung und ich habe festgestellt, es gibt Zeiten, da kann man das besser und andere, in denen es schwerer ist.
Ja, das ist richtig, an manchen Tagen ist das pure Illusion und die dunklen Wolken ziehen über einen hinweg. Aber ich WILL mich nicht verrückt machen und hadern. Ich habe einfach schon zu oft für meine 39 Jahre erlebt, wie schnell sich ein Leben von Grund auf ändern kann oder auch, wie schnell es vorbei sein kann. Diese Angst darf mein Leben nicht bestimmen.