Terrible Two

Edit 23.04.2016: Dieser Artikel reiht sich nun ein in die Blogparade von Dani.

Nun, endlich kann ich auch mitreden: Der Keks ist in der sogenannten Trotzphase angekommen, die ich aber eigentlich lieber Autonomiephase nenne. Trotzen klingt für mich bewertend und man könnte meinen, das Kind handelt mit Absicht. Das tut sie nicht und das ist auch gleich der erste Schritt zu etwas Verständnis in der Situation.

Mama ist schuld
Dabei ist das mit dem Verständnis und der damit einhergehenden notwendigen Geduld so eine Sache: Es zehrt sehr an den Nerven, immer ruhig zu bleiben und verständnisvoll zu reagieren. Manchmal explodiert das Kind kalkulierbar, zum Beispiel, wenn es – wie jeden Abend – keine Apfelschorle (mehr) gibt. Manchmal sind die Wutanfälle aber total unerwartet und aus meiner Sicht grundlos. Ich versuche mir aber dann immer vor Augen zu führen, dass das Kind sehr wohl einen Grund hat, den ich aber gerade einfach nicht erfasse. Ich versuche dann, eben so ruhig und geduldig wie möglich zu sein und das Gewitter vorbeiziehen zu lassen. Danach unterhalte ich mich mit dem Keks und sie kann oft schon klar sagen, was los war. „Ich sauer“ sagt sie dann oft und ich frage, auf wen. Oftmals kommt dann „Mama“ und ich mutmaße dann beispielsweise „weil Du noch nicht fertig mit spielen warst, als ich Dich unterbrochen habe?“ „Ja“ sagt sie dann. Ich versuche, dann fürs nächste Mal draus zu lernen. Das sind die Situationen, die uns nach vorne bringen.

Ich will selbst – aber ich kann nicht. Frustration ist doof.
Die Situationen, die manchmal schwerer für mich auszuhalten sind, sind jene, die so unkalkulierbar sind. Oftmals hat es mit etwas zu tun, was das Kind lieber selbst machen möchte, aber nicht kann und sie dann ihrer Frustration ein Ventil verleiht. Das ist verständlich, aber oft scheinbar unlösbar, denn selbst wenn das Kind zum Beispiel beim Anziehen scheitert heisst das nicht, dass wir ihr im Anschluß helfen dürfen. DAS ist nämlich auch nicht richtig. Manchmal, wenn es nicht anders geht, machen wir es trotzdem einfach, weil wir morgens nunmal irgendwann gehen müssen, manchmal warten wir auf den Moment der Kooperation. Schwierig, ganz schwierig.
Auch kann es passieren, dass das Kind schier ausflippt, weil die selbstgeschälte Banane zerbricht, also „KAPUTT“ ist und Mama sie leider nicht reparieren kann. Wenn ich weiß, ich verarbeite die Banane später noch (zum Beispiel für die Overnight Oats), dann bekommt sie eine neue, wenn nicht, muss sie leider damit leben, dass DIESE Banane kaputt ist und es keine neue gibt.

Lösungswege
Manchmal heiligt der Zweck die Mittel und ich gehe den einfachsten Weg. Zum Beispiel vermeide ich es zurzeit oft, mit ihr gemeinsam einkaufen zu gehen, denn ich bin nunmal schneller fertig, wenn ich einfach durch den Laden düse und alles zusammenpacke, als wenn ich alle zwei Meter etwas ins Regal zurücklegen oder das Kind vom Boden aufheben muss. Ebenso ist es absolut hilfreich und wichtig, für alles NOCH MEHR Zeit einzuplanen, als bisher üblich war. Man weiß derzeit nämlich nie, wie sich so ein einfaches Thema wie „Schuhe anziehen“ entwickeln kann…
Und ein weiterer Ansatz funktioniert bei uns ebenfalls gut, nämlich dem Kind eine Auswahl überlassen z.B. welche Hose oder Mütze sie anziehen möchte. Sie ist jetzt eben nicht mehr bereit, sich einfach irgendwas anziehen zu lassen, sondern möchte mitentscheiden. Je mehr wir sie also einbeziehen und ihr das Gefühl geben, dass wir ihre Wünsche respektieren, desto einfacher ist es.
Ebenso wichtig ist aber auch, ein – wohlüberlegtes – nein auch dabei zu belassen. Ich meine, dass es für das Kind gut ist, wenn man berechenbar und klar in seinen Aussagen ist. Wenn man jedes Mal nachgibt, lernt das Kind nur, dass ein Wutanfall ans Ziel führt. Also: Überlegen, ob DIESES nein jetzt sein muss und dann dabei bleiben. Zu guter Letzt gibt diese Klarheit dem Kind meiner Meinung nach schlicht die Sicherheit, die es bei seinen Eltern braucht. Und ich erbitte mir, einen vernünftigen Tonfall, weil ich tatsächlich manchmal unter dem Gejaule und Gekreische nicht verstehe, was sie möchte. Sie guckt mich dann meist länger an und sagt dann, was sie möchte. Ich hätte es nicht gedacht, aber DAS funktioniert tatsächlich. Ich schreie nicht, Du schreist nicht, keiner schreit.

Respekt ist das Wichtigste
Stell Dir vor, Du bist grad TOTAL sauer und Dein Partner lacht Dich aus. Oder Du bist gerade frustriert und verzweifelt und die einzige Reaktion darauf ist, Dich stehen zu lassen und weg zu gehen.
Wie sich das anfühlt, kann sich jeder ausmalen und ich finde es auch einfach nur respektlos, mit einem Kind so umzugehen. Ein Kind ist zwar kein kleiner Erwachsener, aber ein Mensch, der Respekt und eine Wahrnehmung auf Augenhöhe verdient. Dafür muss man sich dann halt mal bücken.

Es ist alles grad nicht so einfach, an manchen Tagen. Dann gibt es aber widerum zwischendurch diese Tage, an denen das Kind vor guter Laune übersprudelt und uns alle damit ansteckt und wir eine richtig gute Zeit mit ihr haben. Dann ist für einen Moment alles richtig richtig schön.

Und natürlich darf man eins nie vergessen:
ES IST NUR EINE PHASE.

 

 

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