Blogparade „Vorbild“ von Jörg Unkrig
Ich wurde persönlich eingeladen, Teil dieser Blogparade zu werden, worüber ich mich sehr gefreut habe.
Und nach einigem Zögern (aufgrund des komplexen Themas) nehme ich gerne daran teil.
Ich habe nun schon einige Tage lang darüber nachgedacht, wer für mich in meinem bisherigen Leben ein Vorbild ist oder war. Und während der ein oder andere hierauf sicher wie aus der Pistole geschossen einen x-beliebigen prominenten oder nicht-prominenten Namen in den Raum werfen kann, fällt mir auch bei längerer Überlegung keiner ein.
Früher habe ich durchaus Menschen aus dem näheren Umfeld bewundert und versucht, ihnen nachzueifern. Das war sicher auch teilweise meinem mangelnden Selbstbewusstsein geschuldet und eigentlich eher ein ständiges Sich vergleichen, anstatt ’nur‘ jemanden zu bewundern. Die Vorzüge des anderen machten mir die eigenen Mängel deutlich. Also habe ich damit aufgehört und meine Energie in meine Charakterbildung gesteckt. Da ich in der Pubertät schwer erkrankte, war sowieso für viele Themen im Leben ein Neustart erforderlich.
Berühmte Menschen habe ich mir nie zum Vorbild genommen. Obwohl ich z.B. auf die Sangeskünste von Whitney Houston und Mariah Carey zum Beispiel aufblickte. Was für Gaben diese Frauen erhalten haben, habe ich wirklich bewundert. Aber ich habe mir nicht das Zimmer mit Postern plakatiert oder bin sonst irgendwie ein verhaltensauffälliger Groupie gewesen.
Da also eine Rückschau auf vergangene Vorbilder schwierig erscheint, konzentriere ich mich lieber auf gegenwärtige Vorbilder. Das fällt mir nämlich viel leichter.
Allem voran ist mir meine Tochter derzeit mein größtes Vorbild. Sie zeigt mir die Kunst auf, im Moment zu leben, absolut mit sich im Reinen zu sein und sich auf jeden neuen Tag zu freuen. Seit sie da ist, entdecke ich die Welt (wieder) viel aufmerksamer. Ich sehe in der Dämmerung den „Moood“, ich bekomme alle Flugzeuge gezeigt, ich beobachte voller Wonne tobende Spatzen und springe mit ihr in Pfützen. Wie herrlich das ist, mal für einen Moment im Moment zu sein. Darin übt sie eine große Vorbildfunktion aus.
Andere Menschen können für mich ebenfalls leicht ein Vorbild sein. Nämlich dann, wenn sie für ihre Werte einstehen, auch an andere denken und Rücksicht nehmen. Wenn sie anderen „einfach so“ eine Freude machen und vor allem können sie mich dadurch beeindrucken, wenn sie authentisch sind. Ich mag Menschen, die ihrer Linie treu bleiben und ihr Fähnchen nicht in den Wind hängen. Die verlässlich sind und deren Reaktionen/Verhalten nicht der Teilnahme an einem Glücksspiel gleichen. Ich mag keine grumpy Grinches, sondern positive, humorvolle Menschen. Mit dieser Haltung durchs Leben zu gehen – sehr vorbildlich. Ich mag Menschen, die ihrem Leben einen Sinn geben (wollen), die für die Gesellschaft einstehen und ihren kleinen Teil dazu beitragen. Jeder im Rahmen seiner Möglichkeiten. Ich mag Menschen, die nicht nur nehmen. Ich mag Menschen, die nach vorne blicken und andere dabei mitnehmen.
Vielen Dank für diese inspirierende Frage, bei der ich tatsächlich noch mal etwas über mich selbst gelernt habe. Weil ich intensiv darüber nachgedacht habe.
Ich finde es ja immer sehr schwierig, einem „Vorbild“ nachzueifern, denn es zeigt mir, dass ich mit mir selbst nicht zufrieden bin und lieber so wie jemand anderer sein möchte.
Wer ein Vorbild sucht, malt sich selbst meist als Kopie in die Welt. Wer versucht, wie jemand anderes zu sein, wird zum Nachahmer, nicht zum Selberdenker und -macher.
Ein Selbstbild wird man aber nicht dadurch, dass man anderen hinterher läuft, sondern dass man eigene Wege geht und sich und seine Wertvorstellungen lebt und erfährt. Und damit etwas bewirkt oder erreicht. Ich kann daher eher die Taten von jemandem als Vorbild, nein, eher als Motivation oder Inspiration ansehen, als die Person an sich.
Ein Vorbild zu haben, bedeutet für mich, kein vollständiges Selbstbild zu haben.
Du hast mit viel schöneren Worten ausgedrückt, was ich tatsächlich meine.
Aber für mich ist Vorbild positiv besetzt und bezeichnet jemanden, dessen Beispiel ich gerne folge.
Also geht es eher um Beispiel, als um Vorbild.
Ja. 🙂
Vorbild finde ich auch schwierig. Habe ich auch keins. Noch schlimmer finde ich, wenn Menschen Idole haben. Interessant ist, dass es im Französischen kein Wort für Vorbild gibt. Das heißt es „idéal“ oder „modèle“.
Wenn ich mich jetzt nicht an dem Wort „Vorbild“ festbeiße, das hat ja Petrolgrau schon gut auseinander genommen, dann würde ich auf diese Frage Personen nennen, die mich geprägt haben. Menschen, die mir Werte vermittelt haben.
Ja, das ist es im Prinzip, so wie ich es meine. Prägen und Werte vermitteln. Wobei man da gut acht geben muss, wer da versucht, rumzuprägen…